Veränderte Umstände erfordern andere Arbeitsbedingungen und stellen neue Anforderungen an die Selbstorganisation. Die Verschränkung von Home und Office, parallele Anforderungen privater und beruflicher Natur, produzieren potentielle Störungen und Unterbrechungen. Erfolgreiches selbstreguliertes Arbeiten gelingt jedoch am besten in einer störungsfreien Arbeits- und Lernumgebung (Litzcke, Schuh & Pletke, 2013). Als Lehrende haben Selbstmanagement-Techniken sowohl für Ihren eigenen Arbeitsalltag, im Sinne einer Strukturierungsanleitung eines ungewohnten, universitären Arbeitsalltags von Zuhause aus, als auch für Ihre Studierenden eine große Bedeutung.
Störungsfreie Räume im Home-Office
Belastende Faktoren im Arbeitsbereich können Umweltfaktoren wie die Arbeitsplatzgestaltung, das Klima und Lärmeinflüsse, aber auch soziale Faktoren (Poppelreuter, Mierke & Wenchel, 2012) wie soziale Isolation und soziale Dichte (Schuster, Haun & Hiller, 2011) sein. Ob das Zuhause bereits ein erprobter universitärer Arbeitsort ist oder ob es erst dazu umfunktioniert werden muss – beispielsweise, weil vorher speziell eingerichtete Büros oder Bibliotheken als Lern- und Arbeitsorte genutzt wurden – kann individuell sehr unterschiedlich sein.
Zwischen Einzelpersonen bestehen diesbezüglich auch heterogene Ausgangsvorrausetzungen. Ob die Umstellung positiv oder negativ erlebt wird, hängt von individuellen Faktoren ab. Dennoch kann jede Person einige Punkte für sich adressieren, um sich die Arbeitssituation möglichst funktional zu gestalten:
- Strukturelle Belastungsfaktoren minimieren: Richten Sie Ihren Arbeitsplatz so ein, dass er über eine adäquate technische Ausstattung, über eine gute Klimatisierung und Belichtung verfügt.
- Miteinander leben und arbeiten: Wenn in Ihrem Home-Office mehrere Personen miteinander leben, müssen über die räumlich-infrastrukturelle Einrichtung hinaus Absprachen über Bedürfnisse und generelle Rücksichtnahme getroffen werden. Treffen Sie beispielsweise auch Vereinbarungen zu gemeinsamen Arbeits- und Pausenzeiten.
- Arbeitszeit effizient nutzen: Versuchen Sie Ihre Arbeitszeit effizient zu nutzen. Überprüfen und verbessern Sie Ihre Arbeitsprozesse so, dass Sie das gewünschte Ziel mit möglichst geringem Aufwand an Zeit und Ressourcen erreichen. Lassen Sie ggf. weniger wichtige Dinge fallen, statt zu versuchen, „noch mehr“ zu schaffen als sonst (Aloe, Amo & Shanahan, 2014).
- Unterbrechungen minimieren: Häufig werden Unterbrechungen als willkommene Abwechslung gesehen und schlucken so wertvolle Arbeitszeit. Je komplexer die Aufgabe ist, desto schädlicher sind Unterbrechungen. Versuchen Sie daher Unterbrechungen so weit wie möglich zu vermeiden. Bereits im Büroalltag erprobte Möglichkeiten der Unterbrechungsreduktion funktionieren auch zu Hause: steuern Sie Ihre Email-Abrufung manuell, notieren Sie Wünsche von Kolleg*innen und erledigen Sie diese später in einem festen Zeitfenster. Delegieren Sie Aufgaben oder sagen Sie „Nein“, wenn Anforderungen Ihre Kapazitäten übersteigen und wenn dies sinnvoll und möglich ist (Litzcke et al., 2013).
- Physically apart but socially together: Angesichts von Social Distancing ist es hilfreich, neue Formen des Miteinanders zu finden. Sie können sich gegenseitig unterstützen und über Ihre Arbeitsprozesse austauschen. Verabreden Sie sich mit ihren Kolleg*innen in gemeinsamen digitalen Arbeitsräumen für Teammeetings oder auch zu virtuellen Kaffeepausen, um von den Erfahrungswerten und Lösungswegen Ihrer Kolleg*innen zu lernen. Sie sind mit den neuen Herausforderungen nicht allein!
Wie schaffe ich mir in meinem eigenen Zuhause einen störungsfreien Raum?
Nehmen Sie sich 15 Minuten Zeit und beantworten Sie sich selbst die zwei aufgeführten Fragen. Berücksichtigen Sie dabei sowohl die angesprochenen generellen infrastrukturellen und Umweltfaktoren als auch Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse sowie individuelle Belastungsfaktoren. Denken Sie daran, unter welchen Bedingungen Sie erfahrungsgemäß am besten arbeiten können und wie, wann und wo es Ihnen gelingt kann, solch eine Situation Zuhause herbeizuführen.
Was ist für Sie ein störungsfreier Raum?
Wie können Sie sich einen solchen Raum in Ihrem Zuhause schaffen?
Literatur
Aloe, A. M., Amo, L. C. & Shanahan, M. E. (2014). Classroom management self-efficacy and burnout: A multivariate meta-analysis. Educational Psychology Review, 26, 101–126.
Litzcke, S., Schuh, H., & Pletke, M. (2013). Stress, Mobbing, Burn-out am Arbeitsplatz. Berlin: SpringerMedizin.
Poppelreuter, S., Mierke, K. & Wenchel, K. (2012). Psychische Belastungen am Arbeitsplatz: Ursachen – Auswirkungen – Handlungsmöglichkeiten. Berlin: Erich Schmidt Verlag.
Schuster, N., Haun, S. & Hiller, W. (2011). Psychische Belastungen im Arbeitsalltag. Weinheim: Beltz.