Verschiedene Arten der Untertiteldarstellung
Untertitel spielen eine entscheidende Rolle bei der barrierefreien Zugänglichkeit von audiovisuellen Medien. Sie unterstützen nicht nur Menschen mit Hörbeeinträchtigungen, sondern auch Sprachlernende oder auch allgemein in Situationen, in denen das Abspielen von Ton nicht möglich ist. Die Erstellung von Untertiteln erfordert eine sorgfältige Planung und Umsetzung unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte. Im Folgenden werden zwei Arten der Untertitelung in der Praxis vorgestellt und dabei formale und sprachliche Kriterien diskutiert, sowie Sonderfälle betrachtet.
Arten der Untertitelung in der Praxis
Bei der Erstellung von Untertiteln gibt es zwei grundlegende Ansätze, die je nach Ziel und Kontext der Untertitelung gewählt werden können. Man kann den Text korrigieren und glätten oder nah am Original probieren, die Authentizität zu wahren. Der größte Unterschied besteht darin, wie präzise die Untertitel das tatsächlich Gesagte wiedergeben.
Korrigieren und Glätten
Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Verständlichkeit und Lesbarkeit der Untertitel zu optimieren. Dabei werden Versprecher, Stottern und Füllwörter korrigiert oder ausgelassen. Dies ermöglicht eine verbesserte Lesbarkeit der Untertitel, beseitigt unnötige Redundanzen und sprachliche Fehler, wodurch die Botschaft des Inhalts klarer und präziser vermittelt wird. Geglättete Untertitel benötigen oft weniger Zeilen und Zeichen, was besonders bei begrenztem Platz von Vorteil sein kann.
Der Inhalt verliert aber an Detailtreue und die Originalität sowie Charakter der Sprechweise gehen teilweise verloren. Bei Interviews kann dies die Authentizität der Originalaussage beeinträchtigen.
Authentizität bewahren
Der Ansatz der Authentizität bewahrt die Originalität des Gesprochenen, indem es den individuellen Sprachstil akkurat wiedergibt. Der natürliche Sprachfluss, einschließlich Versprecher und Stotterer, bleibt erhalten und vermittelt dadurch die Art und Weise des Sprechens authentisch. Dialekte und sprachliche Eigenheiten werden nach Möglichkeit beibehalten, da dies ein genaueres Bild des kulturellen und sozialen Hintergrunds des Sprechenden zeichnet. Lesende erhalten also ein umfassenderes Verständnis des Sprechens.
Dennoch reduziert dieser Ansatz die Lesbarkeit, da die Untertitel unübersichtlicher wirken können und Kernbotschaften schwieriger zu erfassen sind. Durch die Beibehaltung der sprachlichen Elemente wird mehr Platz und Zeichen gebraucht.
Beispiele
Direktes Zitat: “(1) Da hast du- Da haben Sie, nunja, recht. (2) Des kann ich ned leide. (3) Bei Untertitelungen muss die Authizi-, Authentizität-, nein, die Authentizität bewahrt werden”
Korrigieren und glätten:
- Da haben Sie recht.
- Das kann ich nicht leiden.
- Bei Untertitelungen muss die Authentizität bewahrt werden.
Authentizität bewahren:
- Da hast du- Da haben Sie, nunja, recht.
- Des kann ich ned leide.
- Bei Untertitelungen muss die Authizi-, Authentizität-, nein, die Authentizität bewahrt werden.
Für welchen Ansatz man sich entscheidet, hängt stark vom Kontext und den Zielen der Untertitelung ab. Es ist wichtig, den gewählten Ansatz das ganze Video über zu verfolgen, um eine stringente Untertitelung zu bewahren. Vor der Erstellung der Untertitel sollte daher sorgfältig darüber nachgedacht werden, in welchem Maße das Gesagte geglättet oder authentisch wiedergegeben werden soll.
Unabhängig von dem gewählten Ansatz sind folgende Punkte zu beachten:
Formale Aspekte
Bei der Untertitelerstellung sind verschiedene formale Kriterien zu beachten, um eine optimale Lesbarkeit und Verständlichkeit zu gewährleisten. Sie sollten unbedingt befolgt werden, da die Untertitel sonst nur teilweise oder gar nicht ihren Zweck erfüllen können.
Die Standards werden im Artikel Allgemeines zu Untertiteln erläutert.
Aspekte der Sprachebene und Stilistik
Geräuschbeschreibung und Musik:
Neben dem gesprochenen Wort kommen auch paralinguistische und non-verbale Elemente eine große Bedeutung zu.
Geräusche werden durch eckige Klammern beschrieben z.B. [Lachen], [Applaus], [Klopfen an der Tür]. Geräusche werden ausgeschrieben “[die Katze miaut]” statt “[Miau]”.
Musik wird ebenfalls in eckigen Klammern erfasst. Durch eine Zeitangabe kann optional angegeben werden, wann die Musik beginnt und wie lange sie dauert [Musik #00:01:13-2#] .
Fällt der Ton während der Aufzeichnung zeitweise aus, wird das auch mit dem Klammereinschub gekennzeichnet [Ton fehlt #00:01:10-2#].
- 00:01:10: Dies ist der Startzeitpunkt in Stunden, Minuten und Sekunden. In diesem Beispiel beginnt der Ausfall bei 00 Stunden, 01 Minuten und 13 Sekunden des Videos.
- 2: Diese Zahl gibt die Dauer der Musik in Sekunden an. In diesem Fall dauert der Ausfall 2 Sekunden.
Klammereinschübe werden als ein integraler Bestandteil des Textes und als zusätzliche Information behandelt, die den Satz nicht unterbricht. Nach beispielsweise [Ton fehlt #00:01:10-2#] wird kein abschließendes Satzzeichen gesetzt, da die ursprüngliche Satzzeichensetzung nicht eindeutig ist.
Stilistik, Satzabbrüche und Sprechpausen
Da gesprochene Sprache oft anders strukturiert ist als geschriebene, ist das ein Aspekt, der Gewöhnung bedarf. Manche Sprechenden neigen dazu, lange Sätze zu bilden, indem sie viele verbindende Elemente wie “aber” oder “und” verwenden. Diese Bindewörter führen zu komplexen Satzstrukturen und können unübersichtlich wirken. Untertitel werden jedoch immer in kleinen lesbaren Häppchen präsentiert, sodass Lesende den Inhalt trotz komplexer Satzstruktur gut erfassen können, ohne von der Länge der Sätze überwältigt zu werden. Dies erleichtert die Arbeit der untertitelnden Person, da die Verständlichkeit trotz komplexer Satzstrukturen gewährleistet bleibt.
Wenn die sprechende Person ein angefangenes Wort abbricht, wird dies durch einen Strich “-” gekennzeichnet (angekomm-). Nach einem Abbruchzeichen („-„) wird das folgende Wort großgeschrieben, wenn ein neuer Satz beginnt, und kleingeschrieben, wenn der abgebrochene Satz fortgeführt wird.
Wird während des Sprechens länger als 3 Sekunden pausiert, wird diese Pause mit “…” gekennzeichnet.
Bei begrenztem Platz können Abkürzungen verwendet werden, wie z. B. anstatt zum Beispiel oder v. a. statt vor allem.
Interaktionen und Angaben:
Die Wiedergabe von spezifischen Angaben und Interaktionen stellt ebenfalls einen kritischen Aspekt in der Untertitelung dar. Es muss durchgehend nachvollziehbar sein, wer genau wann spricht.
Der Verweis auf Sprechende wird durch eckige Klammern gekennzeichnet und wird bei Sprecher*innenwechsel vor dem Gesprochenen angemerkt z.B. [Interviewer], [Frau Müller], [Publikum], [Referentin]. Es gibt auch weitere Möglichkeiten Sprecher*innenwechsel darzustellen. Eine Variante sind Spiegelstriche:
– Hallo John!
– Hallo Gabi! Schönes Wetter heute.
Eine alternative Methode ist die Verwendung von Farben, z.B. wenn sich zwei Personen unterhalten und verschiedenfarbige Pullover tragen. Die jeweilige Farbe kann dann in den Untertitel übernommen werden. Zu beachten ist, dass der Kontrast der Texte zur Hintergrundfarbe stark genug sein muss. Hierbei gilt zu beachten, dass nicht alle Untertitelformate Textformatierungen unterstützen. Nähere Informationen finden Sie im Artikel Allgemeines zu Untertiteln.
Überlappende Sprechbeiträge werden geglättet und in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht.
Schwierige Begriffe und Uneindeutigkeiten:
Die Untertitel sollten der neuen deutschen Rechtschreibung folgen und korrekte Zeichensetzung vorweisen.
Schwer verständliche Wörter werden durch “[unverständlich] #00:13:55#]” gekennzeichnet. Bei längeren unverständlichen Passagen wird zusätzlich die Ursache angegeben “[unverständlich, Verkehrslärm #01:44:38 – 01:47:55#]”.
Kann ein Wort nur vermutet werden, so wird dies in Klammern und einem Fragezeichen verdeutlicht “[Raumschiff? #00:39:11#]”.
Weitere Besonderheiten
Auch Schimpfwörter und Kraftausdrücke werden direkt und unverfälscht übertragen. Es findet keine inhaltliche Zensur des Gesagten statt.
Die korrekte Wiedergabe des Genderns ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der berücksichtigt werden muss. Zur Darstellung des Genderns kann das Gendersternchen verwendet werden (z.B. Schüler*innen).
Quellen und weitere Literatur
Es existieren unterschiedliche Standards und Formate für Untertitel: